In den vergangenen sieben Tagen hat Bitcoin rund 20 Prozent an Wert verloren, was die Kryptowährung in eine der schlimmsten Wochen des Jahres stürzt. Heute fiel der Kurs zeitweise deutlich unter die 50.000-Dollar-Marke, bevor die Bullen das Ruder herumrissen und einen starken Rebound einleiteten. Intraday konnte Bitcoin bereits über 5.000 US-Dollar zulegen. Im Stundenchart zeigt sich eine erste Stabilisierung am entscheidenden Support, unterstützt durch den MACD-Indikator, der eine bullische Umkehr signalisiert. Sollte die Unterstützung zwischen 50.000 und 52.000 US-Dollar halten, könnte die Panik vom heutigen Tag eine Bodenbildung wahrscheinlicher machen.
Schauen wir uns also den aktuellen Bitcoin-Crash an und wagen einen Ausblick: Was kann Bitcoin 2024 noch erreichen?
Bitcoin Crash: Das sind die Gründe
Krypto-Crashs sind oft multikausal. Das heißt, dass sie durch mehrere zusammenwirkende Faktoren entstehen. Zusätzlich verstärken psychologische Effekte wie Herdentrieb und Panikverkäufe die Abwärtsbewegung. Doch welche Ursachen könnten aktuell eine wichtige Rolle spielen?
Japan-Börsencrash und Tech-Korrektur
Ein wichtiger Grund für den aktuellen Bitcoin-Crash ist eng mit dem Börsencrash in Japan und der Korrektur der Tech-Aktien verbunden. Der japanische Aktienmarkt erlebte kürzlich einen historischen Einbruch, der weit über die Landesgrenzen hinaus für Unruhe sorgte. Der Nikkei-Index verzeichnete den stärksten Rückgang seit 35 Jahren. Hier gab es massive Gewinnmitnahmen und wachsende Ängste vor einer wirtschaftlichen Abkühlung in den USA. Parallel dazu korrigierten die Kurse der führenden Tech-Aktien, die zuvor die Märkte dominiert hatten. Die „Glorreichen Sieben“ – bestehend aus Tech-Giganten wie Apple, Amazon, Google, Meta, Microsoft, Tesla und Nvidia – erlebten nach einem intensiven Hype um Künstliche Intelligenz nun eine deutliche Abkühlung. Aufgrund der engen Korrelation zwischen Tech-Aktien und Kryptowährungen nahm auch der Verkaufsdruck auf Bitcoin zu.
Angst vor US-Rezession
Ein wichtiger Faktor für den aktuellen Bitcoin-Crash ist die schwächelnde US-Wirtschaft, die globalen Druck auf die Finanzmärkte ausübt. Ein unerwartet schwacher Arbeitsmarktbericht für Juli, der lediglich 114.000 neue Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft verzeichnete, sorgte für Besorgnis. Diese Zahl lag deutlich unter den erwarteten 175.000 – eine Abkühlung der US-Wirtschaft wird offensichtlich. Die Fed könnte hier überdreht haben. Die Erwartungen an eine mögliche Zinswende durch die Federal Reserve nehmen zu. Kritik an der bisherigen straffen Geldpolitik wächst. Diese wirtschaftlichen Unsicherheiten führen zu einem verstärkten Abverkauf bei risikobehafteten Assetklassen.
🇺🇸 The US recession continues, impacting Bitcoin’s downward trend.
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– Fed held rates steady; Sept rate cut likely with an 80% chance of a significant reduction.
– Labor market & manufacturing slowdown led to last week’s drop.
– Tensions… pic.twitter.com/PQM0ISo8Ro— Cobak (@CobakOfficial) August 5, 2024
Harris statt Trump?
Donald J. Trump, der in früheren Umfragen weit vor Amtsinhaber Joe Biden lag, gilt als Verfechter einer krypto-freundlichen Politik. Dies hatte Hoffnungen in der Krypto-Community geweckt, dass unter einer möglichen zweiten Trump-Präsidentschaft die politische Akzeptanz von Bitcoin und anderen Kryptowährungen steigen könnte. Denn der Republikaner machte zuletzt auf der BTC2024 in Nashville mit zahlreichen Aussagen auf sich aufmerksam. Mit dem Comeback von Harris in den Umfragen hat sich das Rennen jedoch wieder geöffnet. Diese Unsicherheit sorgt für Nervosität auf den Märkten.
So zeigt Polymarket aktuell noch eine Quote von 54 Prozent für den Wahlsieg von Donald Trump, 44 Prozent für Kamala Harris. Zuletzt waren hier die Unterschiede bereits deutlich größer.
Bitcoin-Rallye: Beste Chance in 2024?
Dennoch handelt es sich aktuell tendenziell um eine Korrektur, die relativ gewöhnlich ist. Immer wieder werden Kryptowährungen massiv abverkauft. Die zuletzt geringere Volatilität kehrte nun wieder zurück. Doch könnte ein Rücksetzer bis auf das aktuelle Niveau nicht auch eine attraktive Chance darstellen? Dies wäre der Fall, wenn die Zukunftsaussichten weiter bullisch bleiben. Auch hier gibt es drei Argumente, warum Bitcoin im Jahr 2024 weiter stark performen könnte.
BTC als Krisenhedge
Im Jahr 2024 könnte Bitcoin zunehmend als Krisenhedge fungieren und die Rolle als „digitales Gold“ festigen. In Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen, wie einem möglichen Konflikt zwischen Iran und Israel, sowie der Unsicherheit im US-Wahlkampf, suchen Investoren nach sicheren Häfen. Bitcoin bietet dabei eine attraktive Alternative zu traditionellen Anlagen wie Gold. Schließlich ist Bitcoin in vielen Punkten sogar gegenüber dem Edelmetall vorzugswürdig. Angesichts der zunehmenden Unsicherheiten in der Weltwirtschaft und der globalen Politik könnte die Nachfrage nach Bitcoin als Absicherung gegen Krisen deutlich steigen.
Fed im Fokus: Wann fallen die Zinsen?
Ein weiteres Argument für eine mögliche Bitcoin-Erholung im Jahr 2024 ist die erwartete Zinssenkung durch die Federal Reserve. Die Kritik wächst, dass die Fed ihre straffe Geldpolitik zu lange aufrechterhalten hat, was die Wirtschaft spürbar belastet. Angesichts der schwächenden Konjunktur wird zunehmend über eine Notfallsitzung spekuliert, bei der die Fed möglicherweise die Zinsen deutlich senken könnte – spätestens aber eine Zinssenkung um 50 Basispunkte im September.
The Fed is unlikely to announce an emergency rate cut, since nothing has fundamentally changed from an economic standpoint since last week’s FOMC meeting. One can assume Fed Chair Powell knew about Friday’s weak employment number (+114K vs +175K expected) before Wednesday’s… https://t.co/M4ZlyadGwT
— Gary Black (@garyblack00) August 5, 2024
Eine Rückkehr zu einer lockereren Geldpolitik würde den Finanzmärkten dringend benötigte Liquidität zuführen und riskantere Anlagen wie Bitcoin attraktiver machen. Historisch gesehen profitiert Bitcoin von einer expansiven Geldpolitik, da niedrige Zinsen die Attraktivität alternativer Anlageklassen steigern. Dass die Zinsen 2024 wieder fallen, steht bereits fest.
Politische Akzeptanz & Institutionelle Adoption
Der nächste Faktor für eine potenzielle Erholung von Bitcoin im Jahr 2024 ist die steigende politische Akzeptanz und institutionelle Adoption. Im US-Wahlkampf positionieren sich die Republikaner zunehmend als Krypto-freundlich und erwägen sogar, Bitcoin zur strategischen Reserve zu machen sowie die Regulierung positiv zu gestalten. Ein diesbezügliches Gesetz wurde bereits dem Senat vorgelegt.
Diese politische Unterstützung könnte Bitcoin zusätzlichen Auftrieb geben. Gleichzeitig wächst das Interesse institutioneller Investoren, insbesondere durch Spot-ETFs, die in großem Umfang Bitcoin akkumulieren. Die Kombination aus politischer Akzeptanz und institutioneller Adoption könnte einen starken Kurstreiber darstellen.
BTC Ausblick 2024: Schafft Bitcoin jetzt 100.000 $?
Das letzte Allzeithoch von Bitcoin lag bei rund 74.000 US-Dollar. Dieses wurde erreicht ohne die aktuellen Chancen durch gelockerte Zinsen, politische Akzeptanz und bereits kurz nach dem Start der Spot-ETFs. Dieses Umfeld deutet auf erhebliches Potenzial hin. Sollten die bestehenden Sorgen verschwinden und die genannten Kurstreiber wirksam werden, könnte Bitcoin erstmals die Marke von 100.000 US-Dollar durchbrechen.
Besonders im Schlussquartal 2024, das traditionell eine bullische Saisonalität aufweist, besteht eine realistische Chance auf diesen historischen Meilenstein. Doch klar ist auch – eine Erholung braucht meist Zeit. Das bekannte Sprichwort „Die Kurse steigen die Treppe hinauf, aber sie fahren im Fahrstuhl nach unten“ beschreibt die Tatsache, dass die Preise oft langsam und stetig steigen, aber dann schnell und abrupt fallen. Etwas Geduld dürfte somit vonnöten sein – sollte Bitcoin nachhaltige und klare Anzeichen einer Trendwende über dem Support bei 52.000 US-Dollar zeigen, scheint das Chance-Risiko-Verhältnis attraktiv.