Lange Zeit galt MicroStrategy – mittlerweile nur noch „Strategy“ – als Synonym für eine börsengehandelte Wette auf den Bitcoin-Kurs. Das ursprüngliche Softwaregeschäft rückte dabei vollständig in den Hintergrund. Unter der Führung von Michael Saylor verwandelte sich das Unternehmen in eine faktische Bitcoin-Treasury, deren Kursentwicklung fast ausschließlich vom Preis der Kryptowährung abhing. Besonders vor der Einführung der Bitcoin-Spot-ETFs diente Strategy vielen institutionellen Investoren als indirekter Zugang zum Kryptomarkt. Während klassische Fonds noch auf regulatorische Freigaben warteten, konnten Anleger über die Aktie von Strategy bereits frühzeitig vom Bitcoin-Bullenmarkt profitieren.
Mit der Zeit hat sich das Umfeld jedoch stark verändert. Neben Strategy positionieren sich inzwischen auch andere Firmen, etwa MetaPlanet in Japan, als börsennotierte Bitcoin-Halter. Zudem stehen nun regulierte Bitcoin-Spot-ETFs zur Verfügung, die eine direktere Partizipation ermöglichen.
Nun haben sich die Experten von VanEck mit einem Vergleich von Strategy und Bitcoin beschäftigt – das ist das Ergebnis. Welche Chancen bietet Strategy für Anleger?
Das Wichtigste im Überblick:
- Strategy ist keine Softwarefirma mehr, sondern eine Bitcoin-Treasury.
- Das Unternehmen hält über 2,7 % des gesamten Bitcoin-Angebots.
- Vier Faktoren treiben das MSTR-Premium laut VanEck-Analyse.
- Volatilität und Arbitrage machen MSTR für Trader besonders attraktiv.
- Strategy plant 84 Milliarden US-Dollar zur BTC-Finanzierung aufzunehmen.
- Die BTC-Yield-Zielmarke für 2025 liegt bei ambitionierten 25 Prozent.
- VanEck sieht MSTR als asymmetrische, gehebelte Bitcoin Alternative.
Strategy: Der Hebel auf Bitcoin am Aktienmarkt
In den vergangenen Jahren hat sich das Unternehmen Strategy – vormals MicroStrategy – vollständig vom klassischen Softwaregeschäft entfernt und neu positioniert: als börsennotierte Bitcoin-Treasury. Der entscheidende Wendepunkt kam im August 2020, als sich das Management gegen die schleichende Geldentwertung absichern wollte. Die erste Investition von 250 Millionen US-Dollar in Bitcoin markierte den Beginn eines Finanzexperiments, das mittlerweile über 2,7 Prozent des gesamten Bitcoin-Angebots umfasst – ein Gegenwert von rund 61 Milliarden US-Dollar (Stand März 2025).
In der Bewertung von Strategy erkennen die Analysten vier Haupttreiber für das sogenannte „Premium“ – also die Differenz zwischen dem inneren Wert (Bitcoin-Bestand plus Softwaregeschäft) und der tatsächlichen Marktbewertung der Aktie.
Erstens reflektiert dieser Aufschlag die Erwartung, dass Strategy weiter BTC akkumulieren wird. Zweitens wirkt ein „regulatorischer Aufschlag“: Viele institutionelle Investoren können Bitcoin nicht direkt halten und greifen daher zu Strategy als Vehikel. Drittens profitiert das Unternehmen von der Fähigkeit seines Gründers Michael Saylor, mit hochvolatilen Finanzinstrumenten effizient Kapital zu beschaffen – auch in schwierigen Marktphasen. Viertens spielt Spekulation eine zentrale Rolle: Da Strategy durch die Volatilität zusätzliche Handelschancen schafft, wird das gesamte Kapitalgerüst des Unternehmens zu einem attraktiven Ziel für Arbitrage-Strategien.
Diese Dynamik führt zu einer außergewöhnlich hohen Volatilität: Während Bitcoin im 30-Tage-Schnitt bei rund 55 Prozent liegt, verzeichnet Strategy einen Wert von über 110 Prozent. Das „Premium“ trägt dabei fast 90 Prozent zur Gesamtschwankung bei. VanEck vergleicht die Aktie daher mit einer call-ähnlichen Option auf Bitcoin – mit eingebautem Hebel. Die Korrelation bleibt dabei stark positiv.
Strategy setzt auf aggressive Bitcoin-Finanzierung
Die Analysten von VanEck analysieren in einer aktuellen Untersuchung die ambitionierte Kapitalstrategie von Strategy zur weiteren Bitcoin-Akkumulation. Im Oktober 2024 stellte das Unternehmen unter Führung von Michael Saylor den sogenannten „21/21-Plan“ vor: Ziel war es, bis 2027 insgesamt 42 Milliarden US-Dollar aufzubringen – hälftig durch Aktienverkäufe und durch Fremdkapital. Ursprünglich war geplant, jährlich steigende Beträge aufzunehmen: 5 Milliarden im Jahr 2025, gefolgt von 7 und 9 Milliarden US-Dollar in den Folgejahren – sowohl in Form von Eigen- als auch Fremdkapital.
Durch den anhaltenden Krypto-Bullenmarkt wurde dieser Plan jedoch bereits im Frühjahr 2025 übertroffen. Strategy hatte bis Mai das komplette Aktienprogramm im Volumen von 21 Milliarden US-Dollar vollständig platziert. Auch auf der Fremdkapitalseite wurden bereits rund 6,7 Milliarden US-Dollar durch Wandelanleihen und Vorzugsaktien aufgenommen. In einer Quartalskonferenz am 1. Mai 2025 kündigte das Unternehmen an, das Gesamtvolumen auf 84 Milliarden US-Dollar zu erweitern. Dazu zählen neue Wandelanleihen, eine zusätzliche ATM-Tranche für MSTR-Aktien sowie das bestehende STRK-Programm.
Strategy nutzt dabei gezielt die hohe Volatilität seiner Aktie: Wandelanleihen mit eingebetteten Optionen werden bewusst mit attraktiven Konditionen strukturiert, um Investoren niedrige Zinsen zu bieten. Dieses Finanzierungsmodell kommt insbesondere bei Arbitrageuren gut an, die MSTR-Wertpapiere gegen Short-Positionen absichern. Die Folge ist ein kosteneffizienter Kapitalzugang – ohne unmittelbaren Verkaufsdruck bei Kursrückgängen.
Mit einem aktuellen Leverage von nur 9 Prozent besitzt Strategy laut VanEck noch erheblichen Spielraum, seine Bitcoin-Bestände weiter auszubauen.
Finanzierungsrisiken und Hebelwirkung von Strategy
Dennoch steht Strategy vor zunehmend komplexen Herausforderungen bei der nachhaltigen Finanzierung seiner Bitcoin-Treasury-Strategie. Zwar generiert das Kerngeschäft weiterhin Umsätze – für 2025 werden rund 475 Millionen US-Dollar erwartet –, doch reicht dies nicht aus, um die stark ansteigenden Zins- und Dividendenauszahlungen zu decken. VanEck prognostiziert bis Ende 2025 eine Verschuldung von 13 Milliarden US-Dollar und bis Ende 2026 sogar 19 Milliarden. Gleichzeitig soll das Vorzugsaktienkapital auf bis zu 15,5 Milliarden US-Dollar wachsen.
Die jährlichen Zinsverpflichtungen könnten bis 2026 auf 87 Millionen US-Dollar steigen, während die Dividendenausschüttungen aus STRK-Vorzugsaktien auf fast eine Milliarde ansteigen dürften. Zwar besteht die Option, diese Dividenden in Aktien zu zahlen, was jedoch die BTC-Beteiligung pro Aktie verwässern würde. Strategie und Nachhaltigkeit dieser Kapitalstruktur hängen stark vom Bitcoin-Kurs ab. Steigt dieser, lassen sich problemlos weitere Mittel aufnehmen – wie zwischen August 2024 und Mai 2025, als Strategy durch 28,7 Milliarden US-Dollar an Finanzierungen seine BTC-Bestände mehr als verdoppelte. In Bärenmärkten, wie im zweiten Halbjahr 2022, war hingegen kaum neues Kapital mobilisierbar.
VanEck beschreibt die MSTR-Aktie als „konvexe Wette“ auf den Bitcoin-Kurs. Die Aktie bietet einen dynamischen Hebel: Steigt BTC, kann Strategy mehr Kapital aufnehmen, weitere BTC kaufen und so die pro Aktie gehaltene Bitcoin-Menge erhöhen. Dieses Modell lässt sich von Privatanlegern kaum nachbilden, da Futures-Trader bei Kurseinbrüchen liquidiert werden, während Strategy dank Unternehmensstruktur selbst in Korrekturphasen handlungsfähig bleibt.
Relevante Zielgröße bleibt die sogenannte „BTC Yield“ – also der Anstieg der Bitcoin-Menge pro Aktie. Für 2025 strebt Strategy eine BTC Yield von 25 Prozent an – eine ambitionierte Marke, deren Erreichen stark von der Entwicklung der Kapitalmärkte abhängt.
Strategy als spannende Bitcoin-Wette
Doch macht ein Kauf von Strategy als Aktie Sinn oder sollte man stets auf Bitcoin setzen?
Strategy bietet Anlegern laut VanEck ein einzigartiges, asymmetrisches Exposure auf Bitcoin – durch börsennotierte Liquidität, strukturellen Leverage und regulatorische Zugänglichkeit.
Die Kapitalstruktur ist eng an den BTC-Kurs, die Volatilität von BTC und MSTR sowie die Fähigkeit zur Kapitalaufnahme gekoppelt. Trotz hoher Komplexität und Risiken erlaubt Strategy institutionellen wie privaten Investoren eine Teilnahme an der Bitcoin-Aufwertung, die sonst schwer abbildbar wäre. Für Marktteilnehmer ohne direkten Zugang zu BTC oder Futures stellt MSTR eine praktikable Alternative dar. Entscheidend bleibt, dass Kapitalmärkte offenbleiben und das Vertrauen in das Finanzierungsmodell bestehen bleibt. Denn auch die Risiken steigen korrelierend mit den Renditechancen.
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