Während der breite Kryptomarkt massiv anzieht und Bitcoin aktuell wieder über 93.000 US-Dollar notiert, gibt es auch Nachrichten voller Skepsis.

Augenscheinlich haben viele Anleger zuletzt den Rücksetzer als Kaufchance wahrgenommen. Anfang der Woche entkoppelte sich Bitcoin vom Aktienmarkt und zeigte relative Stärke. Im gestrigen Rebound an den globalen Börsen konnten Kryptos massiv profitieren und steigen mitunter zweistellig. Allein für Bitcoin steht als wertvollste Kryptowährung der Welt rund 7 Prozent Kursgewinne in 24 Stunden zu Buche.

Während die jüngste Performance (und insbesondere die langfristige Rendite) eigentlich für sich spricht, ist die EZB wohl immer noch nicht zum Bitcoin-Bullen geworden. Denn bei der EZB herrscht augenscheinlich Panik. Denn Kryptowährungen seien eine Gefahr für den Euro. Was steckt dahinter?

Das Wichtigste im Überblick:

  • Der Bitcoin-Kurs steigt stark, doch bei der EZB wächst die Skepsis.
  • Stablecoins könnten laut EZB die Euro-Stabilität massiv gefährden.
  • Die EZB warnt vor Kapitalabflüssen durch digitale Dollar-Token.
  • Analysten deuten die Warnung als Zeichen struktureller Euro-Schwächen.
  • Der digitale Euro wird als Antwort auf die Stablecoin-Dominanz diskutiert.
  • Die USA setzen mit klarer Stablecoin-Regulierung auf globale Führungsrolle.

Stablecoins sind Gefahr für den Euro

Ein aktueller Bericht von Politico zeigt einen tiefgreifenden Konflikt zwischen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission über die zukünftige Regulierung von Kryptowährungen. Auslöser ist die Sorge der EZB, dass eine von der Trump-Regierung massiv geförderte US-Kryptoindustrie das europäische Finanzsystem destabilisieren könnte. Die EZB warnt in einem vertraulichen Papier vor einem „finanziellen Flächenbrand“ durch Stablecoins und fordert eine Überarbeitung der erst 2023 verabschiedeten MiCA-Verordnung.


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Im Fokus steht die Furcht vor einem Kapitalabfluss in die USA und der verstärkten Abhängigkeit europäischer Sparer von dollardominierten Assets. Insbesondere die bevorstehenden US-Reformen wie die Gesetze „STABLE“ und „GENIUS“ könnten laut EZB dazu führen, dass Stablecoins traditionelle Zahlungsmittel verdrängen und so die monetäre Souveränität Europas gefährden. Zudem warnt die EZB vor der Gefahr eines „Runs“ auf die Reserven europäischer Stablecoin-Emittenten, wenn Rückzahlungen plötzlich weltweit eingefordert werden.

Doch auch innerhalb der EU gibt es hier andere Meinungen. Die EU-Kommission weist diese Einschätzungen als übertrieben zurück und verteidigt die bestehenden Regeln. Die Kommission hält die Risiken für beherrschbar und betont, dass MiCA bereits Schutzmechanismen wie Emittentenbeschränkungen und Eingriffsrechte der EZB vorsieht.

Nicht Bitcoin ist dieses Mal also die Gefahr – Stablecoins sieht die EZB als Risiko für die Eurozone.

Wenn Stablecoins, die an den US-Dollar gekoppelt sind, weit verbreitet als Zahlungsmittel genutzt werden, entsteht eine niedrigschwellige Möglichkeit, Euro in Dollar zu tauschen – ohne Banken oder Devisenmärkte. Nutzer könnten ihr Vermögen schnell in digitale US-Dollar verlagern, was zu Kapitalabflüssen aus dem Euroraum führen könnte.

Matthew Sigel sieht die Warnung der EZB jedoch grundlegend eben nicht als das Problem von Kryptowährungen, sondern als Eingeständnis struktureller Schwächen des Euro. Für ihn zeigt die Reaktion der EZB, dass die europäische Währung anfällig ist gegenüber alternativen Systemen wie Stablecoins. Dass digitale US-Dollar eine Gefahr darstellen, interpretiert Sigel als Hinweis darauf, dass das Vertrauen in die langfristige Stabilität des Euro begrenzt ist.


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Kommt der digitale Euro als Antwort?

Der Digitale Euro ist eine geplante digitale Währung der Europäischen Zentralbank (EZB), die als Ergänzung zum Bargeld eingeführt werden soll. Das Ziel ist es, die finanzielle Inklusion zu fördern, die Abhängigkeit von privaten Zahlungsdiensten zu reduzieren und die Währungshoheit der EZB zu sichern. Der Digitale Euro soll sowohl online als auch offline nutzbar sein. Während die EZB diesen anpreist, gibt es jedoch auch massive Kritik.

Der hiesige Analyst sieht in den jüngsten Warnungen der EZB vor US-Stablecoins nicht nur echte ökonomische Bedenken, sondern auch eine strategische Kommunikationslinie. Zwar sei die Sorge um die Stabilität des europäischen Finanzsystems angesichts der zunehmenden Relevanz von Dollar-Stablecoins nachvollziehbar – sie zeigen, wie stark die Branche gewachsen ist. Gleichzeitig deutet Wüstenfeld aber an, dass diese Argumentation gezielt genutzt wird, um den digitalen Euro zu legitimieren. Dies sei ei Projekt, das immense Kosten verursacht, jedoch laut ihm wenig Nutzen bringt und potenziell Risiken für Freiheitsrechte birgt.

USA treibt Stablecoin-Regulierung weiter voran

Die Vereinigten Staaten positionieren sich unter der Trump-Regierung gezielt als globaler Pionier für Stablecoin-Regulierung. Im Zentrum steht der sogenannte GENIUS Act, eingebracht von Senator Bill Hagerty. Er schafft klare regulatorische Leitlinien für Stablecoins wie USDT und USDC, darunter verpflichtende 1:1-Deckungen, strenge Liquiditätsvorgaben sowie Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche. Das Ziel ist es, Vertrauen zu schaffen und die technologische Führungsrolle der USA im digitalen Zahlungsverkehr abzusichern.

Denn Stablecoins sind aus dem Kryptomarkt nicht mehr wegzudenken. Auch der hiesige Analyst betont, dass Stablecoins mittlerweile eine echte Marktnachfrage bedienen. Ihre Nutzung erfolgt zunehmend unabhängig von den üblichen Schwankungen im Kryptomarkt. Das deutet auf eine wachsende, spekulationsfreie Verbreitung hin – etwa für Zahlungen, Handel oder grenzüberschreitende Überweisungen. Die dargestellten Daten zeigen, dass das Transaktionsvolumen stabil bleibt oder sogar wächst, selbst wenn das allgemeine Krypto-Interesse schwankt. Das spricht für eine strukturelle Relevanz von Stablecoins im digitalen Finanzsystem.

Das Transaktionsvolumen von Stablecoins hat im Jahr 2024 erstmals die globalen Zahlungsflüsse von Visa übertroffen. Diese Entwicklung unterstreicht nicht nur den wachsenden Einfluss digitaler Dollar-Alternativen, sondern erhöht auch den regulatorischen Handlungsdruck.

Die Trump-Administration hat darauf mit Nachdruck reagiert und positioniert die USA innovativ. Das Ziel ist es, das Vertrauen in US-basierte Stablecoins zu stärken, deren globale Verwendung zu fördern und gleichzeitig die Rolle des US-Dollars im digitalen Zeitalter abzusichern.

Dass dies mittelfristig auch Implikationen für die Eurozone hat, scheint unausweichlich. Ob die Warnungen von Krypto und Stablecoins jedoch förderlich sind, bleibt fraglich.


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Daniel Robrecht

Nach seinem Rechtswissenschaften- und Management-Studium entschied sich Daniel für eine Tätigkeit als freiberuflicher Autor und verfasst mittlerweile seit rund 10 Jahren qualitative Publikationen zu diversen Fachthemen. Als Investor sammelte er jahrelang Erfahrung mit Aktien & Kryptowährungen. Neben einem langfristigen Investitionsansatz... Mehr lesen

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