Wenn sich führende Analysten zum Zustand des Kryptomarkts äußern, sorgt das stets für Aufmerksamkeit. Besonders dann, wenn es sich um Stimmen aus dem institutionellen Finanzsektor handelt. Einer der bekanntesten Experten in diesem Bereich ist Eric Balchunas, ETF-Analyst bei Bloomberg.

In einem aktuellen Video-Interview gibt er Einblicke in zentrale Entwicklungen rund um digitale Vermögenswerte. Seine Einschätzungen decken dabei verschiedene Themen ab – von der Frage nach der Zukunft der Selbstverwahrung über die Rolle von Bitcoin in Portfolios bis hin zur verhaltenen Resonanz auf Ethereum-ETFs. Was müssen Anleger jetzt wissen?

Das Wichtigste im Überblick:

  • Immer mehr Anleger meiden Selbstverwahrung wegen technischer und rechtlicher Hürden.
  • bieten einfachen Zugang zu Bitcoin ohne komplexe Sicherheitsmaßnahmen.
  • Bitcoin verhält sich eher wie Tech-Aktien als wie stabiles Gold.
  • Als Inflationsschutz langfristig denkbar, kurzfristig jedoch extrem volatil.
  • Schwacher ETF-Start und fallende Kurse bremsen das Anlegerinteresse bei Ethereum.
  • Staking hilft laut Balchunas etwas, löst das Grundproblem aber nicht.

Self-Custody ist keine Religion

Im Interview analysiert Bloomberg-ETF-Experte Eric Balchunas auch die Rolle der Selbstverwahrung im Kontext wachsender Bitcoin-Adoption – und kommt zu einem klaren Ergebnis: Der Trend zur Selbstverwahrung verliert an Bedeutung. Besonders im professionellen Umfeld zeigt sich ein deutlicher Wandel, bei dem liquide, regulierte Anlageprodukte wie Bitcoin-ETFs zunehmend bevorzugt werden.

Laut Balchunas gilt die Idee der Selbstverwahrung zwar weiterhin als Ideal für jene, die der Devise „Not your keys, not your coins“ folgen. Doch außerhalb dieser Community werde das Thema zunehmend irrelevant. Für Finanzberater etwa sei die ETF-Lösung nicht nur praktikabler, sondern aus rechtlichen Gründen oft alternativlos – die Verwahrung durch den Emittenten nimmt ihnen die regulatorische Verantwortung ab.

Der Experte macht deutlich, dass die Mehrheit der Anleger schlicht nicht für Selbstverwahrung geschaffen sei. Die nötigen Schritte – Hardware-Wallets beschaffen, Seed-Phrasen sicher lagern, Transaktionen eigenständig abwickeln – seien für viele zu komplex. Daraus entstünden Abbruchstellen, an denen selbst interessierte Nutzer den Aufwand scheuten.

ETFs hingegen böten aus Sicht von Balchunas einen niedrigschwelligen Zugang: Sie seien effizienter, günstiger und technisch unkomplizierter. Für den durchschnittlichen Investor bedeute das weniger Risiken und mehr Komfort. Auch persönlich lehnt Balchunas Selbstverwahrung ab – nicht aus Misstrauen, sondern weil er sich selbst nicht zutraut, Recovery-Wörter zuverlässig zu sichern. Die Angst vor staatlicher Konfiskation hält er zudem für übertrieben.

Bitcoin ist „Gold in der Pubertät“

Eric Balchunas zieht in seiner Analyse eine klare Linie zwischen traditionellen Gold-ETFs und ihren Krypto-Pendants auf Bitcoin-Basis. Während Gold aufgrund seiner jahrtausendealten Geschichte als konservatives, wenig schwankungsanfälliges Asset gilt, beschreibt er Bitcoin als dynamischere, volatilere Anlageform – vergleichbar mit Technologiewerten oder sogenannten High-Beta-Aktien. In Portfolios eigne sich Bitcoin daher eher als „spekulative Beigabe“.

Besonders warnt der Experte davor, Bitcoin als Absicherung gegen den Aktienmarkt zu verkaufen. Die Korrelation sei schlicht zu unzuverlässig, um die Kryptowährung als klassischen Hedge einzusetzen. Gleichzeitig erkennt Balchunas jedoch das langfristige Potenzial von Bitcoin als Wertspeicher – vor allem im Kontext globaler expansiver Geldpolitik. Da Bitcoin nicht beliebig vermehrt werden könne, eigne es sich theoretisch als Schutz gegen Währungsentwertung durch das „Geldfluten“ der Zentralbanken.


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Kurzfristig jedoch verhalte sich Bitcoin nicht wie ein klassischer Inflationsschutz. Balchunas vergleicht es mit „Gold in der Pubertät“ – instabil, launisch und stark von spekulativen Derivatemärkten beeinflusst. Vor allem der Hebeleinsatz und die damit verbundenen Liquidierungen treiben die Volatilität.

 Trotz dieser Herausforderungen sieht er im ETF-Format einen praktikablen Weg, Anlegern strukturierten Zugang zu einem langfristig interessanten, aber derzeit noch unreifen Asset zu verschaffen. Bitcoin ist somit noch kein digitales Gold, könnte es allerdings noch werden.

Ethereum-ETFs bleiben schwach, Staking ist kein Gamechanger

Im Vergleich zum stark nachgefragten Bitcoin-ETF fällt die Resonanz auf die neuen Ethereum-ETFs deutlich verhaltener aus. Eric Balchunas führt das in erster Linie auf die enttäuschende Kursentwicklung von Ethereum seit dem ETF-Start zurück. Während Bitcoin im Umfeld seiner Zulassung kräftig zulegen konnte, verlor Ethereum nach dem Launch der börsengehandelten Fonds rund 20 bis 30 Prozent – ein Einstiegsszenario, das das Interesse vieler Anleger schnell abkühlte.

Zwar wurde zwischenzeitlich diskutiert, ob integrierte Staking-Erträge den Ethereum-ETF attraktiver machen könnten. Balchunas hält dies zwar für einen unterstützenden Faktor, betont jedoch, dass damit allein keine Trendwende erreicht werden könne. Entscheidend sei letztlich eine überzeugende Kursdynamik über mehrere Monate hinweg – etwas, das Ethereum bislang schuldig geblieben sei. Da reiche auch die jüngste, kleinere Gegenbewegung eben nicht aus.

Grundsätzlich erkennt Balchunas an, dass es für ein diversifiziertes Krypto-Exposure auch eine Nachfrage nach breiter aufgestellten ETFs geben könnte, die verschiedene Coins abdecken. Dennoch sieht er den Bitcoin-Spot-ETF als „Hauptprodukt“ im ETF-Krypto-Segment. Seiner Einschätzung nach nimmt das Investoreninteresse deutlich ab, je weiter sich ein Produkt von Bitcoin entfernt. Bitcoin bleibt hier demnach das Mittel der Wahl.


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Daniel Robrecht

Nach seinem Rechtswissenschaften- und Management-Studium entschied sich Daniel für eine Tätigkeit als freiberuflicher Autor und verfasst mittlerweile seit rund 10 Jahren qualitative Publikationen zu diversen Fachthemen. Als Investor sammelte er jahrelang Erfahrung mit Aktien & Kryptowährungen. Neben einem langfristigen Investitionsansatz... Mehr lesen

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